Grauer Alltag, Dienstag… Hektisch aufstehen, Job, lange Fahrt, Telefonate, irgendwo happert´s, schnell Lösung finden, ein Kunde ruft an, wieder schnell… Jeder von uns hat genügend solcher Tage, die ermüdend sind und trotzdem passiert nichts Neues. Am Abend mit schwerem Kopf noch die Mails abrufen. Darunter ein Info von Gabriele Kaiser: „Ein 10-jähriger Akita im Tierheim…“. Mist, es hat wieder einer „plötzlich“ Nachwuchs bekommen und ein alter Hund muss die Unfähigkeit und Kaltblutigkeit seines Herrchens ausbaden! Na ja, was kann man da tun? Weitere Nachrichten… Sonst alles im Rahmen des Üblichen. Aber es bohrt, die Nachricht lässt keine Ruhe. Vielleicht könnte man versuchen unter Bekannten oder Nachbarn den Akita unterzubringen? Ein Versuch ist es wert. Dazu muss man aber den Hund vorerst sehen, seine Farbe wurde doch vom Tierheim als „beige“ beschrieben! Ist es überhaupt ein Akita?? Am Donnerstag paar schnelle Telefonate, Treffpunkt irgendwo im Ruhrgebiet und schon in der Dämmerung suchen wir mit Frau Kaiser verzweifelt nach dem Tierheim. Wie immer gut versteckt. Endlich sehen wir den Hund, schon von Weitem erkennt man dieses markante Gesicht – es ist einer!! Es ist ein Akita! Ein alter Herr, erst vor sechs Tagen brutal ausgesetzt und trotzdem schon durch das Tierheim gezeichnet. Aber wunderschön, groß, unglaublich freundlich, mit klugen, flehenden Augen… Er heißt so, wie er auch aussieht – Bärchen. Hmm, wie ist sein Verhalten Menschen, besonders Kindern und auch Hunden gegenüber? Man muss doch beim Interesse erzählen können, wie der Hund überhaupt ist. Ein Spaziergang klärt oft viele Fragen, dann los! Menschen? – überhaupt kein Thema. Hunde? – Ebenso!! Wow, sogar lautstarke, imposante Rüden werden höchstens mit einem flüchtigen Blick gewürdigt, ruhig, emotionslos. Klasse ist der Akita, er hat tatsächlich ein beispielhaftes Wesen. Meine Bewunderung für Bärchen wächst stetig. Irgendwann ist der Spaziergang zu Ende, jetzt müssen wir zum Tierheim zurück. Vor dem Tor macht Bärchen plötzlich einen Halt – er will nicht rein!! Seine Augen fangen an zu tränen, es fließt eine Träne nach der anderen, immer mehr! Unglaublich. So was sah ich bisher nur ein einziges Mal, als Kari nach einer Beim Abendbrot erzähle ich der Familie von dem Hund. Es startet eine gigantische Suchaktion, zwei Telefonapparate laufen auch am nächsten Tag heiß. Aber irgendwie ohne Überzeugung, ohne Hoffnung auf erfolgreiche Vermittlung. Zehn Jahre alt… Zwei Tage lang gibt es bei uns kein anderes Thema, nur Bärchen. Aber was tun? Es gibt doch so viel Leid in der Welt, warum gerade ein Hund? Vielleicht aber doch aufnehmen? Was wird, wenn es nicht klappt?
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Bärchen, sei uns herzlich willkommen!