Takahara

Dieser „Krankenbericht“ aus dem wahren Leben ist wirklich lesenswert; die Erfahrungen können vielen Hunden und deren Besitzern weiter helfen. Heike Mewes danke ich für den Artikel herzlichst.

Darius Pollok, Webmaster

Im Dezember 2003 erfüllte sich für uns ein Traum. Dank Fam. Henning aus Dachau hatten wir die Möglichkeit einen 8 Wochen alten Akita-Rüden aus Japan zubekommen. An dieser Stelle noch mal 1000 Dank an Elisabeth und Eckhardt für unseren Takahara. Mitte Feb. ging es also nach Dachau um den kleinen Takahara abzuholen. Nach 4 Wochen Quarantäne (was für ein ausgemachter Schwachsinn), im Alter von 12 Wochen, ging es ab in die Welpenstunde. Neben der Hundeschule haben wir uns oft mit der Leiterin und mehreren Hunden zum Spazieren gehen getroffen. Wir hatten viel Spaß mit unseren 3 Akitas. Nomi und Tari waren verrückt nach dem Kleinen. Gerade Tari war wie ein großer Bruder für Takahara. Nach ein paar Monaten lief Takahara sehr unrund. Nicht so geschmeidig & leichtfüßig wie wir es vom Akita gewohnt waren. Unser Tierarzt tippte auf Wachstumsstörungen und stellte eine lose Patellarsehne fest.

In Absprache unserer Hundeschulleiterin Yvonne Stöhr vereinbarten wir, im Alter von 6 Monaten, einen ersten Röntgentermin bei unserem Tierarzt. Was für ein Schock: Schwere HD mit Athrose auf beiden Seiten und eine defekte Patellarsehne rechts.
Unser Tierarzt riet uns die Muskeln und Nerven zu durchtrennen und zu 2 neuen Hüftgelenken nach dem Wachstumsende. OH, Gott!! Dachten wir: Sollten wir wieder einen Hund so früh verlieren?!?!?! Zwei neue Hüftgelenke kamen für uns nicht in Frage. Yvonne empfahl mir das Vierbeiner Reha-Zentrum in Bad Wildungen. Dort hatte ich dann einen Termin mit Dr.Zohmann.

Er stellte folgende Diagnose:
„Takahara (Akita Inu, m) wurde am 19.08.2004 im Alter von 8 Monaten im Vierbeiner Reha-Zentrum vorgestellt. Vorberichtlich war aufgrund unrunden Laufens eine Röntgenaufnahme der Hüften durchgeführt worden, die eine beidseitig vorliegende Hüftgelenkdysplasie mit zarten koxathrotischen Anzeichen dokumentierte. Grund der Konsultation war eine Beratung, das weitere Vorgehen betreffend. Der Patient präsentierte sich allgemein scheu, das Gangbild zeigte seitens der Hinterextremitäten beidseits steile Gelenkstellungen, steifes Vorführen und kaum Schwingen im Kreuz-Lendenwirbelsäuleübergang.Die rechte Hinterextremität wurde auch mähend nach vorne geführt, die manuelle Untersuchung ergab eine hochgradige Schmerzhaftigkeit des rechten Hüftgelenks. Aufgrund des Bildes einer „lockeren“ Hüfte wurde die Möglichkeit einer Kapselraffung nach Quandt in Erwägung gezogen; sollte aufgrund der Athrosesituation diese Operation seitens der Operateurin nicht mehr geeignet sein, käme eine Golddrahtimplantation im Sinne einer Dauerakupunktur oder aber einer Denervation der Gelenkkapsel in Frage. Die Besitzerin war jedoch darüber aufgeklärt worden, dass die Eingriffe eine spätere Totalendoprothese (künstliche Hüfte) nicht zwangsläufig verhindern würden. Als sofortige Maßnahme wurde Muskelaufbau durch Training auf dem Unterwasserlaufband angeraten.“

Zum Glück ist Takahara eine Wasserratte, so konnten wir die Reha in der Lahn und im Baggersee fortsetzen.

Wir haben lange überlegt, und am 28.10.04 fuhr ich nach Greifswald zu Fr. Ouandt, die folgende Diagnose stellte, dass die Hinterhand wenig bemuskelt war, Schmerzen bei Hüftrotation und Streckung schon im Ansatz, Druckschmerz und dass die Femurköpfe in Narkose leicht, ohne großen Kraftaufwand, zu luxieren waren.
„Es wurde eine Kapselraffung beider Hüftgelenke durchgeführt. Eine OP die folgendermaßen verläuft:
Die Muskulatur im vorderen und oberen Bereich des Hüftgelenks wird zur Seite gedrängt, um die direkt bis zur bei diesen Patienten ausgedehnten Gelenkkapsel zu gelangen. Diese wird dann mit mehreren Stichen verkürzt, wobei die Kapsel nicht eröffnet wird, sondern überschüssige Kapselanteile durch Übereinanderlagerung und vernähen fixiert werden. Im hinteren Kapselbereich kann keine Raffung stattfinden, da dort der Ischiasnerv verläuft, der nicht beschädigt werden darf. Ziel dieser Operationstechnik ist es, die Instabilität des Hüftgelenkes, die durch die lose Gelenkkapsel verursacht wird zu beseitigen, da diese Instabilität zusammen mit einer möglichen Inkongruenz der Knochen (die aber in vielen Fällen erst Folge der Instabilität ist!) Ursache der Verschleißerscheinungen an Knorpel und Knochen ist. Wird die Instabilität vermindert/beseitigt, werden auch die Verschleißerscheinungen vermindert oder verhindert. Je früher die Instabilität beseitigt wird, desto besser sind die Chancen, dass keine weiteren Beschwerden auftreten.

Als idealer Zeitpunkt für die OP hat sich der Zeitraum zwischen 5. und 7. Monat herausgestellt, denn dann sind in der Regel noch keine Knorpelschäden vorhanden. Bei später durchgeführten OPs ist die Schwere der Erkrankung ausschlaggebend dafür, ob später weitere Eingriffe notwendig werden. Vorteile der OP sind weiterhin, dass die Tiere sich sehr schnell erholen und alle anderen chirurgischen Möglichkeiten weiterhin offen stehen, falls allein mit dieser Methode keine dauerhafte Beschwerdefreiheit erreicht werden kann. Der Eingriff ist, obwohl meist beidseits gleichzeitig durchgeführt relativ wenig belastend für die Tiere und da die Gelenke nicht eröffnet werden ist die Komplikationsrate gering.“
Nach 2 Wochen Leinenzwang und circa 4 Wochen Spielverbot hatte Takahara seine „Freiheit“ wieder. Die OP ist super verlaufen. Wir fahren weiterhin 1x die Woche zur Reha und laufen auf dem Unterwasserlaufband um den Muskelaufbau weiter zu unterstützen. Er läuft jetzt wesentlich besser als vor der OP und Takahara hat sich zu einem Wirbelwind entwickelt.

Heike Mewes

Behandelnde Tierärzte:

Vierbeiner Reha-Zentrum Dr.Zohmann Bad Wildungen
Tel.05621-802880

Tierärztliche Gemeinschaftspraxis A.Quandt, S.Bracke & A.Bracke Greifswald
Tel.03834-504672