Verlauf der SA-Erkrankung bei Kyo Teil 2

Zuerst möchte ich mich an dieser Stelle herzlichst bei allen bedanken, die aufmunternde Mails an uns sandten. Es waren viele gute Wünsche an Kyo und uns, die uns erreichten. Für sie und all jene, die uns die Daumen gehalten haben, nun die gute Nachricht: Die Behandlung hat weiterhin Erfolg bei Kyo.

So sieht Kyo nach bisher zwölf Ölbehandlungen aus. Dieses Bild entstand im Oktober 2003, knapp 150 Tage nach Behandlungsbeginn

Kyo - Oktober 2003

Nachdem die Behandlung schon nach relativ kurzer Zeit gute Erfolge zeigte, verlängerten wir nach der sechsten Behandlung (nach Absprache mit unserem Tierarzt) das Intervall der Ölbehandlungen von wöchentlich auf zweiwöchentlich. Auch danach ging der Aufbau des Haarkleides in einem Maße weiter, den wir nicht für möglich gehalten hätten. Mittlerweile konnten wir sogar schon auf vierwöchiges Intervall übergehen

Wie schon bei den ersten Behandlungen wurde auch bei allen weiteren der ganze Hund mit dem Johanniskrautöl eingerieben. Dies wurde umso schwieriger, je dichter das Haarkleid wieder wurde. Auch stieg der Verbrauch an Johanniskrautöl ziemlich an. Bei den ersten Ölungen reichte noch ein Fläschchen mit 250 ml, dann wurden 500 ml draus. Bei den letzten reichte auch der halbe Liter nicht mehr. Daher suchte ich einen neuen Weg, das Öl besser auf den Hund zu bringen.

Erst versuchte ich es mit einer Sprühflasche, wie man sie zum besprühen von Blumen oder Bügel­wäsche verwendet. Leiderfunktionierte das nicht so richtig. Öl ist dickflüssiger als Wasser, entstand kein Sprühnebel, sondern immer nur ein Strahl. Da kammir die Idee mit einer Sprühflasche, die man per Handpumpe unter Druck setzt. Damit hatte ich dann den gewünschten Effekt. Mit der einen Hand wird gesprüht, mit der anderen Hand streiche ich das Fell gegen den Strich und sprühe direkt in die entstehende Falte.Dadurch kommt das Öl bis auf die Haut.

Natürlich wird dann das Öl auch noch in die Haut einmassiert. Das scheint Kyo mittlerweile zu lieben. Dabei stehe ich hinter ihm und versuche alle Stellen des Körpers gleichmäßig mit Öl zu versorgen. Vom Kopf bis zu den Zehen und weiter zur Rute. Aber auch der Bauch und die Unterseite des Brustkorbes müssen bearbeitet werden. Wahrscheinlich durch die Massage am Bauch ausgelöst, kommt es immer wieder zu kleinen „Giftgasangriffen“ auf mich. Kyo dreht sich dann in seiner unnachahmlichen Art zu mir um, ganz so als wollte er fragen: „War ich das etwa?“. Was dabei stört ist nicht so sehr der Geruch seiner Abgase, aber die Tränen in den Augen stören doch etwas bei der Arbeit.

So sieht Kyo während einer Behandlung aus. Man kann erkennen, dass der gesamte Hund aussieht, wie aus einem Ölfass gezogen. Selbst der Kopf wird dabei nicht verschont. Auf dem Bild unten sieht man, dass das Öl auch wirklich bis auf die Haut geht.

Oel 2
Oel 3

Oel 1

Nach dem Aufbringen des Öles gibt es immer noch einen langen Spaziergang. Dies hat den Vorteil, dass er dabei so viel zu schnüffeln hat, dass er gar nicht dazu kommt, das Öl abzulecken. Für Kyo wahrscheinlich das beste Teil der Behandlung. Denn das darauf folgende Bad wird noch immer nicht sonderlich geliebt, aber mit der für Akita typischen Gelassenheit ertragen.

Wir verwenden immer noch die schon im ersten Teil genannten Shampoos. Auch die anderen im ersten Teil beschriebenen Mittel sind nach wie vor Teil der Behandlung. Mit einer Ausnahme. Wie schon beschrieben bekam er vom Tierarzt Vitamin E + Selen in Form einer Depot-Spritze. Diese sollte alle vier Wochen wiederholt werden. Bereits bei der zweiten Injektion benahm sich Kyo etwas auffällig. Er wirkte „irgendwie durch den Wind“, hatte noch nicht einmal Lust auf einen Spaziergang (selbst am nächsten Tag erst nach langem Zureden). Außerdem nestelte er mit den Pfoten dauernd an seiner Nase herum. Es ist mir zwar aufgefallen, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass es etwas Bedeutsames sei. Er war zu dieser Zeit allgemein nicht besonders gut drauf. Die Behandlung zeigte damals zwar schon Wirkung, aber er war trotzdem noch nicht „der Alte“.

Als er am 19. Juli 2003 die dritte Spritze bekam, traten innerhalb von ca. zwei Stunden die gleichen Symptome auf wie ein Monat vorher. Nur diesmal deutlich ärger. Zusätzlich schwollen ihm die Augen immer mehr zu, das Kratzen an der Nase wurde richtig hektisch. Kurz danach begann er völlig planlos herumzulaufen. Dabei legte er sich sogar in die Duschkabine – einen Ort, den er sonst NIE freiwillig aufgesucht hätte. Im Garten begann er die Nase in den Boden zu bohren. Auch auf meine Zurufe reagierte mit der Schnelligkeit einer handbetätigten Bahnschranke (also selbst für einen Akita sehr verzögert) usw. usw.

Alle diese Anzeichen erweckten bei mir sofort den Verdacht auf eine allergische Reaktion. Also Tierarzt angerufen und sofort wieder in die Praxis. Der TA bestätigte meine Befürchtung. Nach einer Injektion besserte sich das Krankheitsbild rasch. Bis zum Abend hatte er sich wieder vollkommen erholt, war aber sehr schlapp.

Beim anschließenden Gespräch sagte mir der TA, dass er nicht glaube, dass Kyo auf das Vitamin E und Selen reagiert hat. Sondern auf die Zusatzstoffe des Serums, die zur Haltbarkeit, Keimfreiheit, etc.beigemengt werden. Auch bei einer Nachfrage auf der Vet. Med.& Universität in Wien wurde diese Möglichkeit in Betracht gezogen, da bis dahin kaum jemals Reaktionen auf Vitamin E bekannt wurden.

Da diese Depotspritze nun nicht mehr gegeben werden konnte, suchte unser TA nach einem Ersatz. Leider gibt es für Hunde kein eigenes Mittel. Also bekommt Kyo jetzt einen Futter­zusatz aus der Rinder- und Schweinezucht. Da dieses Präparat sogar bei Tieren zur Gewinnung von Lebensmittel eingesetzt werden darf, konnte fast nichts schief gehen. Und es ging bis heute auch nichts schief. Er bekommt dieses Mittel zweimal wöchentlich (jeweils o,5 ml) ins Futter und es geht ihm& wieder ausgezeichnet. Auf den Futterzusatz mit Vitamin E + Selen hat er noch keinerlei Reaktionen gezeigt – sieht man vom nun wieder schönen Fell und seinem allgemeinen Wohlbefinden ab!

Einige Fotos, die die rasche Besserung zeigen

24 Mai 03 09 Juli 03
24. Mai 2002
9. Juli 2003
27 Juli 03 24 August 03
27. Juli 2003
24. August 2003

 

7 September 03 Haardichte Oktober 03
7 September 2003
Haardichte im Oktober 2003

 

Ganz besonders gut kann man die positive Entwicklung an seiner Rute erkennen. Hier einige Bilder von der „Wiedergeburt“ seiner Rute

7 September 03 Haardichte Oktober 03
22 April 2003
27 Juli 2003
7 September 03 Haardichte Oktober 03
10 August 2003
24 August 2003

Man kann deutlich erkennen, wie schnell und gut die Behandlung bei Kyo anschlug. Manchmal hatten wir den Eindruck, dass der Haarwuchs fast sichtbar vor sich ging. Aber es war nicht nur das Aussehen, das sich veränderte. Aus einem Hund der eher lustlos die Tage verbrachte, wurde wieder der Hund den wir kannten. Immer zu Blödheiten aufgelegt, immer wieder fürÜber­raschungen gut. Die Einzige, die wahrscheinlich weniger Freude an dieser Entwicklung hat, ist unsere Hündin Hachiko. Sie muss einen Großteil seiner wiedergegewonnenen Lebensfreude ausbaden. Wie in alten Zeiten ist sie wieder Angriffsziel für diverse Neckereien und seine bekannt zarten Spiel­auf­forderungen „Marke Baggerschaufel“.

Natürlich gab es auch während der Behandlungen immer wieder kleinere Probleme und Rückschläge. So traten zeitweise Krusten an verschiedenen Stellen (z. B. an der Unterseite des Fanges) auf. Dann wiederum hatte er starken Ohrenzwang, obwohl der Tierarzt selbst bei einer Untersuchung mittels Endoskop keine Ursache feststellen konnte. In der letzten Zeit bildete sich wieder eine kleine Stelle mit etwas weniger Behaarung an der Lende. Diese Stellen wurden bei den Ölbehandlungen stets besonders sorgfältig behandelt und besserten sich auch bald wieder.

Am meisten machte ihm aber der heiße Sommer zu schaffen. Durch die Krankheit hatte auch seine Kondition sehr stark gelitten. Natürlich machten wir die Spaziergänge in den kühleren Abendstunden. Trotzdem mussten wir immer wieder Pausen für ihn einlegen. Hachiko, ziemlich genau doppelt so alt wie er, hatte bei den Spaziergängen trotz der Hitze keine Probleme. Mittlerweile hat er aber seine alte Kondition zurückgewonnen. Er kann wieder seine geliebte Führungsposition bei den Spaziergängen einnehmen.

Nachdem die Japaner die Kostenübernahme der SA-Studie bekräftigt haben, musste er noch einmal zur Biopsie und zur Blutabnahme. Ich hatte damals, als die Diagnose feststand versprochen, dass ich mich an dieser Studie mit den benötigten Proben und Daten beteiligen werde. Kyo kann diese Studie leider nicht mehr helfen. Aber vielleicht (hoffentlich) wird ein Marker gefunden, mit dem festgestellt werden kann, dass ein bestimmtes Paar von Elterntieren nicht zur Zucht verwendet werden soll, weil zu befürchten ist, dass ihre Nachkommen an SA erkranken könnten.

Hier noch ein letztes Bild von Kyo und Hachiko. Es zeigt sie bei ihrer Lieblingsbeschäftigung: Hasen, Fasane, Mäuse und ânderes Getier im hohen Gras aufspüren und erschrecken.

Wie man sieht ist aus einem fast haarlosen, stinkenden und freudlosen Hund wieder ein echter Akita geworden. Nicht nur das Aussehen, auch sein Lebensfreude ist wieder zurückgekehrt.

Kyo und Hachiko

Sollte Ihr Hund an dieser Krankheit leiden (oder Sie den Verdacht haben), dann bitte geben sie die Hoffnung nicht auf. Sehen Sie sich die Bilder an!!

Sie können Ihrem Hund helfen, auch wenn man ihn nicht heilen kann. Ihr Hund hat es sich verdient, dass ihm die Chance auf ein glückliches Leben – trotz Sebadenitis – gegeben wird.

Damit schließe ich den Bericht über die Erkrankung von Kyo. Sollte es wichtige Neuigkeiten geben, dann wird der Bericht weiter vervollständigt.

Bei Fragen stehe ich natürlich weiterhin gerne zur Verfügung.

Karl Sinnreich, 3.11.2003

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