Eigentlich stimmt der Titel gar nicht – wir, drei unvollkommene Menschen und eine verwöhnte Akita-Hündin mussten noch mehr lernen! Dieser Lernprozess ist noch lange nicht abgeschlossen, die ersten Probleme erwiesen sich aber viel einfacher zu bewältigen als wir befürchteten. Dank Bärchen und seinem gutmutigem Wesen erfahren wir auf eine sehr sanfte Weise, was das bedeutet ein kleines Akita-Rudel zu Hause zu haben. Das macht echt Spaß!!!
Samstag, der 02.11.2002
Bärchen ist bei uns! Die Autofahrt vom Tierheim verträgt er problemlos. Wir sind alle angespannt, er sichtlich auch. Er ist sehr ruhig und mutig.
Die Nacht ist etwas hektisch – Bärchen hat starken Durchfall vom Tierheim mitgebracht, es gibt viel Lauferei. Das Gute daran – wir haben etwas abnehmen können… Kari zeigt Bärchen, dass er im absoluten Notfall in den Garten gehen darf.
Sonntag, der 03.11.2002
Im Tageslicht merken wir den Zustand seines Fells – eine ausgiebige Fellwäsche unter der Dusche hilft nur bedingt. Es stellt sich vorher aber eine Frage – wie kriege ich einen 40 kg Akita-Rüden in die Dusche, wenn er alle vier Pfoten, den Hintern, Schwanz und noch paar andere Körperteile als wirkungsvolle Bremsen einsetzt? Sogar ein Athlet würde ordentlich schwitzen müssen….
Außerdem – Bärchen hat Flöhe! Knallharter Kampf ist angesagt, wir müssen gewinnen!!
Fütterungszeit – Näpfe für Kari und Bärchen stehen weit voneinander entfernt. Bärchen verschluckt seine Portion hastig und versucht sich vorsichtig an Karis Napf ran zu machen. Kari ramponiert sauer das Fell an seinem Nacken. Sonst gehen sich die beiden im weiten Bogen aus dem Weg.
In der Nacht sucht sich Bärchen ein neues Schlafplätzchen und geht dabei zu nah an mein Bett ran – zum ersten Mal in ihrem Leben macht Kari ordentlichen Krach, die Nachbarn in umliegenden Häusern dürften es gut gehört haben. Mitten in der Nacht…
Dienstag, der 05.11.2002
Beide Akita sehen sich gegenseitig immer noch nicht. Erste Erfahrungen im Alleinsein zu Hause – nach fünf Stunden keine Vorkommnisse, es deutet nichts auf eine Auseinandersetzung, gefressene Möbel oder „gelesene“ Bücher.
Der Futterneid etabliert sich langsam als wichtigstes Problem zwischen den beiden Akita. Bei jeder Fütterung stehen wir dabei. Am liebsten würden Kari und Bärchen die Näpfe austauschen; Pech gehabt – gehst du von deinem Napf weg, wird er sofort einkassiert, egal ob noch was übrig bleibt! Das gilt für alle Mahlzeiten und beide Hunde.
Mittwoch, der 06.11.2002
Der erste Besuch beim Tierarzt – Bärchen hat sichtlich Angst: „Alleine, ohne Kari ins Auto steigen? Was mag es bedeuten, hoffentlich wieder nicht…?“ Aber mutig und scheinbar ruhig steigt Bärchen in den Kofferraum, nur das Sabbern und die etwas schnellere Atmung deuten auf seine geistige Verfassung. Vor der Tierarztpraxis atmet er sichtlich auf und beruhigt sich – es ist wieder nur eine blöde Untersuchung!
Bärchens Augen sind etwas getrübt, für sein Alter vollkommen OK. Sein Bewegungsapparat muss noch genauer untersucht werden, sonst alles bestens! Ein robuster Kerl. Außerdem wiegen und messen wir Bärchen – 70cm Schulterhöhe und glatte 40 kg!! Wow, ein Prachtakita…
Freitag, der 08.11.2002
Wir putzen zum dritten Mal Bärchens Ohren und finden immer noch Schmutz, kiloweise! Bärchen liebt es gekämmt zu werden. Zudem verwandelt er sich in einen Schmeichler, er besticht uns alle mit seinem Charme. Kari wird auch weicher, sie versucht ihn zum Spiel zu animieren, Bärchen bleibt knallhart beleidigt.
Auf dem Spaziergang treffen wir Winnie, ein Super-Kumpel von Kari. Winnie bellt und knurrt Bärchen an, in Bruchteilen von Sekunden geht Kari auf Winnie wie eine Furie los! Sie beisst zwar nicht zu, es ist aber eindeutig ernst gemeint:
„Lass den Opa in Ruhe, sonnst knallt´s!!“
Hm, sollten die beiden Einzelgänger langsam ein Rudel bilden?
Dienstag, der 12.11.2002
Den Kampf mit Flöhen gewinnen WIR – der letzte Floh fällt vergiftet von Bärchens Nase vor meinen Augen auf den Boden 🙂
Bärchen hat sich für seinen Schlafplatz entschieden – die erste Nachthälfte schläft er im Martins Zimmer, dann zieht er in unser Schlafzimmer um. Er folgt Karis Beispiel. Also – die nächtliche Völkerwanderung intensiviert sich nun um weitere vier Pfoten, an der Vorgehensweise muss was dran sein.
Unsere „Napf weg!“ – Politik bringt Ergebnisse: beide Akita verputzen ihre Portionen, ohne den anderen Napf zu beachten 🙂
Sonntag, der 17.11.2002
Bärchen läuft ohne Leine! Er beweist dabei besseren „Hörsinn“ als Kari…
Viel Knurren, Laufereien, wilde „Akita-Spiele“ – die Nachbarn zittern schon um ihre Schäferhunde 😉
Sonntag, der 24.11.2002
In beiden Näpfen bleiben Futterreste… Kari und Bärchen wissen jetzt – sie bekommen immer genug Futter, also ist es nicht so schlimm! Bärchen darf allerdings nicht mal daran denken, an Karis Napf ran zu gehen – er wird sofort auf seinen Platz verwiesen.
Ein Stück Normalität kehrt ein – Kari ist wieder die „alte“, verwöhnte Prinzessin, die gütig erlaubt gestreichelt zu werden, Bärchen schleimt sich gerne bei jedem ein. Nur jetzt respektieren sie einander.
Mittwoch, der 27.11.2002
Langer Spaziergang, Freude für die Akita-Seele… Und Bärchen läuft und springt wie ein Welpe! Er tänzelt förmlich auf dem Gras, markiert, tänzelt, springt, schnuppert, tänzelt… Kari zieht ihre Kreise um Bärchen, läuft mit! Halleluja!
Ich bin mir jetzt absolut sicher – es gibt doch Fälle, in denen es nur Gewinner gibt..