Allergie extrem

Unsere Kleine zog bei uns im Alter von genau acht Wochen ein. Wie jeder Welpe war sie quirlig, aufgeweckt, hatte viel Blödsinn im Kopf, eigentlich ein ganz normaler Welpe. Wenn nur nicht das intensive Kratzen wäre. Eine Woche später die erste Untersuchung beim Tierarzt, es war alles OK. Der Tierarzt wurde von uns auf das Kratzen aufmerksam gemacht, die Antwort lautete: „Jeder Welpe kratzt sich“.  Das ist auch richtig, Kari hatte aber eindeutig übermäßigen Juckreiz. Zu diesem Zeitpunkt fütterten wir Trockenfutter Fabrikat Bosch, das Kari auch beim Züchter bekam.

Kari wuchs normal, körperlich und psychisch, es war alles bestens, nur das Trockenfutter wollte sie nicht essen. Sie hatte immer was zu meckern. Im Alter von 3,5 Monaten stellten wir erste Veränderungen an Karis Haut fest: ausgefallenes Fell an einigen Stellen, eitrige Pusteln, gerötete Bereiche. Betroffen waren die Innenschenkel, Bauch und Rücken am Schwanzansatz. Damit fing eine ziemlich lange Reihe von Untersuchungen und  Ausschlussdiäten an, Kreise die wir in Hoffnung auf Hilfe zogen, wurden immer größer. Umstieg auf andere Futtersorten brachte nichts, alle Untersuchungsbefunde über Bakterien, Pilze, alle möglichen Allergene waren negativ.  Blutwerte waren vollkommen OK. Sogar an der Tierklinik in Hannover war man ratlos, mir wurde Pferde- oder Straußenfleisch für die Durchführung der nächsten Ausschlussdiät empfohlen.

Im Alter von sieben Monaten entwickelte sich Kari nicht mehr richtig; im Vergleich zu ihren Geschwistern war sie zierlich und etwas launisch. Der Haarausfall war immer großflächiger, die Haut war an immer größeren Stellen gerötet und vereitert. Der Juckreiz hatte unvorstellbare Ausmaße angenommen. Fressen wollte Kari kaum noch. Es wurde eine Hautbiopsie durchgeführt, die einen Hinweis auf die Ursachen der allergischen Reaktion liefern sollte. Zum ersten Mal bekamen wir einen positiven Befund, der allerdings hammerhart war – Sebadenitis. Es sei mit Abstand der jüngste Hund, bei dem Sebadenitis festgestellt wurde.

Wir nahmen mit Frau Doktor Reichler in Zürich Kontakt auf, die uns als sehr kompetente Person auf dem Gebiet Sebadenitis empfohlen wurde. Nach Durchsicht aller Unterlagen (alle Untersuchungsergebnisse, Fotos, unsere Beschreibungen) stellte Frau Doktor Reichler fest: „Es ist keine Sebadenitis! Man kann nicht sagen, dass die Krankheit bei Kari nie ausbrechen wird, zur Zeit ist das aber mit Sicherheit keine Sebadenitis“. Frau Reichler hatte Recht, unsere bisherigen Erfahrungen zeigen, dass Karis Krankheitssymptome der Sebadenitis nicht entsprechen.

Im Januar 2002, im Alter von neun Monaten, trat Kari in konsequenten Hungerstreik ein. Sie fraß absolut nichts, nach fünf Tagen war sie schwach, sogar wackelig auf den Beinen. Uns waren alle Fütterungsratschläge egal geworden, wir fingen an selbst zu kochen und zwar nach unserem eigenen Rezept: 1,5 kg Lammfleisch, 2 kg tief gefrorenes Suppengemüse, 2 kg Kartoffeln. Absolut keine Gewürze, die den Juckreiz verstärken könnten, keine Nahrungsmittel wie Reis, Mehl, Brot usw. die immer Milben beinhalten. Lammfleisch, weil von allen üblichen Masttieren Schafe am seltensten mit Antibiotika und Hormonmitteln gefüttert werden, sie liefern also eigentlich das“saubere“ Fleisch. Der erste Erfolg war, dass Kari sofort zu fressen anfing. Der zweite Erfolg trat nach vier Wochen ein – die Haut schien tatsächlich zu heilen, der Juckreiz war kaum noch da. Der dritte Erfolg – nach sechs Wochen kam langsam an den kahlen Stellen wieder Fell.

Hier sind paar Fotos, die wir Anfang Februar 2002 aufgenommen haben. Zu diesem Zeitpunkt sah die Haut schon wesentlich besser aus, leider verfügen wir über keine Bilder aus der schlimmsten Zeit.

Es ist Dezember 2002. Mittlerweile können wir sagen, dass wir Kari mit der konsequent durchgeführten Fütterung recht gut helfen können. Wir erleiden immer wieder Rückschläge, gelegentlich bekommt Kari immer wieder Juckreiz und es ist an kleinen Stellen Haarverlust zu sehen. Insgesamt aber, im Vergleich zu Karis Zustand vor einem Jahr, haben wir eine zufriedenstellende Situation erreicht.

Hier wieder paar Fotos zum Vergleich, aufgenommen am 3 November 2002. Die tatsächlichen Krankheitsursachen sind uns immer noch unbekannt. Es sind bestimmt komplexe Ursachen, nicht nur eine. Wir vermuten, dass Kari allergisch auf bestimmte Eiweiße reagiert, die in Milben und bestimmten Tierprodukten (z.B. Käse) auftreten. Daher spielt es keine Rolle, ob die Milben im Kochvorgang oder durch Einfrieren abgetötet sind oder auch nicht. Stresssituationen, wie Hektik zu Hause, führen ebenfalls zum verstärkten Juckreiz. Anfang November 2002 haben wir einen erwachsenen Akita-Rüden aufgenommen. Der Stress und die Tatsache, dass Kari ein paar Mal gelang, sein Futter zu klauen, führten zu massivem Rückfall

Der Hormonhaushalt spielt in Karis Fall auch eine Rolle – während ihrer Läufigkeit gibt es keinerlei Hautbeschwerden. Alle Behandlungen mit Antibiotika brachten keine Verbesserung. Während ihrer Rückfälle, die zum Glück immer seltener und schwächer ausfallen, bekommt Kari ca. 3-6 Tage lang Cortison, ca. 15mg. täglich. Damit wird der Juckreiz bekämpft – das Kratzen verletzt die Haut und macht sie empfindlicher gegenüber Entzündungen.

Das Rezept für das Futter wurde mittlerweile modifiziert: 2 kg Rindfleisch, 3 kg tief gefrorenes Suppengemüse, 1 kg Kartoffeln. Diese Portion reicht für 2-3 Tage, dazu bekommt Kari Fischölkapseln und Bananen sowie abwechselnd Zink und Calcium. Damit die natürliche Fettschicht auf der Haut als notwendiger Schutz nicht zerstört wird, wird Kari nur in den seltensten Fällen gebadet und wenn schon, dann nur mit rückfettendem Shampoo der Firma Virbac. Dank Karis Züchter wurden Nachforschungen in ihrer Verwandtschaft durchgeführt, solche Probleme weist kein anderer verwandter Hund auf.

Letztendlich können wir nur behaupten, dass wir ihre Krankheitssymptome einigermaßen im Griff haben, geheilt ist Kari noch lange nicht. Erreicht haben wir durch diese Vorgehensweise, dass die kleine Maus körperlich und psychisch fit ist, was uns Hoffnung macht, irgendwann die Krankheit erfolgreich bekämpfen zu können.

Falls jemand mehr Einzelheiten erfahren möchte, stehen wir gerne zur Verfügung

Darius Pollok, 28.Dezember 2002

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