Sonne auf´m Pelz

Um das zu schreiben hat mich folgende Szene animiert: Sommer im Jahr 2004, Reise im Süden Europas – Urlaubszeit. Wir sind schon seit etlichen Stunden unterwegs zu unserem Zielort am Mittelmeer, die Sonne steht hoch, höchste Zeit die nächste Pause anzulegen. Wir halten an einem kleinen, urigen und sympathischen Restaurant an und suchen uns einen Tisch im tiefen Schatten aus. Die Akitas erledigen schnell ihre dringendsten Geschäfte, schlabbern etwas Wasser aus den Näpfen und mit lauten Schnaufen legen sie sich unter dem Tisch. Dann höre ich ein paar Tische weiter halblauten Satz eines „Kenners“: „Die Huuskies verrecken ja hier!“

Was für Huskys? Warum verrecken? Von wegen!

Aber alles nacheinender. Hier könnt Ihr nämlich lesen, wie ein Akita zu seinem Sommerurlaub verfrachtet wird und wie er ihn verbringt.

Akita auf Strand

Vorbereitungen

Urlaub ohne Akita? Unvorstellbar, undenkbar, einfach unmöglich!

Erster Schritt – man nehme ein Auto und bittet höflich eine nette Akita-Dame zur Anprobe. Dann ist der gestandene Rüde an der Reihe um sich auf die Rückbank zu quetschen. Passt!

Es tut mir leid – von Bärchen hab´ ich keine Fotos, ich musste ihm nämlich helfen, rein zu klettern…

 
 

Uuups, es passt doch nicht so ganz! Es fehlt ja ein bisschen Platz für das mittlerweile meuternde Kind. Trotz langen Nachdenkens bleibt nichts anderes übrig – man nehme „etwas“ Geld und besorgt einen akitagerechten Wagen (Kombi, Klima, absenkbar für den älteren Rüden usw.). Ein paar winzige Umbauten und das handelsübliche Fahrzeug wird zum Akitamobil.

Einem Akita stehen genau 0,6375m² Fläche zur Verfügung, einem Zweibeiner – 0,46m². Das Herrchen ist doch gerecht!

Jetzt nur noch die absolut wichtigsten Hundeklamotten links vom Hundeabteil verstauen, fertig. Na ja… Die „wichtigsten Hundeklamotten“ stapeln sich bis zum Dachhimmel, für die Menschen bleibt freier Stauraum nur für jeweils:
– eine Zahnbürste
– einen Reisepass
– einen Kamm

Jetzt meutert die bessere Hälfte. Also, Hundis raus, Sohn rein und ab in ein Fachgeschäft eine Dachbox besorgen. Das perfekte Akitamobil ist fertig.

Noch vor paar Jahren dachte ich mir, dass ich „nur“ einen kleinen Welpen nach Hause hole aber so was…

Einpacken

Jetzt bleibt es nur noch schleunigst den gesamten Kram im Akitamobil zu verstauen. Ein Akita ist grundsätzlich ein treuer Begleiter des Menschen, daher nimmt er intensiv an den Urlaubsvorbereitungen Teil

Hier bewacht Kari das Lenkrad, Bärchen okkupiert inzwischen den Kofferraum.

Akitas Begeisterung lässt ihn allgegenwärtig erscheinen, irgendwann stolpert das in-zwei-Händen-drei-Koffer-schleppende-Herrchen über einen der beiden und holt sich eine ansehnliche Beule auf dem Kopf. Schluss mit dem Quatsch, Akitas ab nach Hause, Tür zu!!

 

Wenn das Herrchen wütend ist, muss ein Akita peinlichst genau alle Anordnungen befolgen! Kari beobachtet traurig das ganze Geschehen durch die Scheibe, Bärchen wiederum tut seelenruhig das, was der Mensch sagt – er legt sich direkt vor der Tür und hält sie mit seinen 45kg Sturheit fest zu… Du Mistvieh! Beweg dich!

Nix zu machen… Durch ein Fenster klettert das Herrchen ins Haus und schiebt den stinksauren Bärle zur Seite. Die Tür ist wieder frei. Für die Akitas auch… Ich krieg´ ’ne Krise!

Fast fertig, der letzte Check: Wasser für unterwegs, Näpfe, Hundebiofutter für 2 Wochen, Leinen, Decken, Bürsten, Gesundheitszeugnis vom Amtstierarzt (meistens preiswerter zu bekommen und „amtlicher“ als beim TA), Medikamente inkl. Erste Hilfe, Impfpässe. Akitas 100%-tig versorgt, wir hoffentlich auch. Es zeigt sich irgendwann unterwegs…

unterwegs

Akitas sind die tollsten Reisebegleiter, die man sich vorstellen kann. Sie machen kein Theater, motzen nicht, pennen in aller Stille, zufrieden mit der Welt und sich selbst

Die Anwesenheit eines Akita auf Reisen hat auf die früheren Gewohnheiten mehrere Auswirkungen. Das Wichtigste – es werden keine Butterbrote im Auto mehr gegessen! Andernfalls könnten die für unterwegs hungrig gehaltene Hundis lebhaftes Interesse für Futter entwickeln, was nicht gerade für die allgemeine Sicherheit spricht. Das zieht aber nur Positives nach sich – die eigene Figur leidet weniger unter McDonalds-Ablegern und es liegen keine Krümel im Auto:-)

Weiterhin geht man mit gewissen Vorschriften bewusster um. Es kann sein, dass man auf einem Parkplatz freundlich von einem Vertreter der Staatsgewalt angesprochen wird: „Es tut mir leid, Sie haben Ihre Fracht nicht ordnungsgemäß gesichert!“ Es folgt prompt ein Vorschlag für diese Ordnungswidrigkeit die Staatsfinanzen aufzubessern.

Hoch gezogene Augenbrauen und überzeugend klingende Erklärung, dass Akita keine Ware sondern pure Persönlichkeiten sind, führen zum weiteren Vorschlag: „OK. Eine nicht angeschnallte Person kostet Sie…“ Man kehrt schleunigst zu Alternative Nr. 1 und verspricht das Sicherheitsgeschirr für die Hundis direkt am Montag zu besorgen. Ufff…

Im Gegensatz zu früheren Meinungen empfiehlt sich heutzutage die heißesten Tagesstunden im Auto zu verbringen – die Klimaanlage leistet Dienste, die unbezahlbar sind. Pinkelpausen sind bevorzugt morgens und nachmittags abzuhalten.

Ein kleiner Trick mit der Klimaanlage: am Mittelmeer steigt manchmal die Außentemperatur gut über 40°C, dann schafft es kaum eine Anlage das Innere des Autos abzukühlen. Wenn man aber die Luftzufuhr auf 50% Frischluft und 50% Umluft einstellt, sinkt die Temperatur im Wagen um weitere paar Grad. Der ruhige Atem der schlafenden Hundis ist der Dank.

Nach anfänglicher Abneigung konnte sich Bärchen für Autofahrten begeistern, allerdings nur in dem Xantia. Andere Autos lehnt er entschieden ab! Das spricht für sein technisches Verständnis, er erkennt perfekt die unschlagbaren Qualitäten des Fahrwerks. Kommt man aber auf die Idee das Fahrwerk auf kurvigen Straßen auszureizen, hört der Spaß schnell auf – Bärle, unterstützt von Kari, sorgt gnadenlos für gemütliches Vorankommen.

Restaurants und Cafes

Altersunabhängig motzen einige Kinder (im Gegenteil zu Akitas): „Ich hab´ Hunger, das wisst ihr ja seit zwei Stunden!“ Es bleibt also nichts anderes übrig nur ein Restaurant aufzusuchen.

Als erstes Gebot gilt: auf Akita hören! Zeigen die beiden Unzufriedenheit mit einem Restaurant bevor man einen Tisch besetzt, soll man schleunigst verschwinden. Ich habe den Fehler (das meckernde Kind war schuld!) nur einmal gemacht und nie wieder. Die Speisen waren grausam, hungrige Akitas wollten sie nicht mal beschnuppern, geschweige denn essen.

Ich frage im Restaurant vorher nach, ob ich mit den beiden Pelzies rein darf. In den letzten drei Jahren habe ich nur zwei Mal eine höfliche Absage zu hören bekommen; der Akita-Flirt-Faktor funktioniert ausgezeichnet.

 

Hat man schon das richtige Restaurant gefunden, ist es notwendig für vieeel Schatten zu sorgen und möglichst die s.g. „Fachleute“ aus deutschsprachigem Raum zu meiden… Mit ihren Weisheiten über „Huuskies“ nerven sie nämlich ungemein und verderben die Pause!

Diese Pausen, vorausgesetzt gut organisiert, mögen die Akitas sehr – manchmal fällt ja ein schmackhafter Knochen vom Tisch…

Die italienische Familie nebenan, die noch vor paar Minuten in den Akitas nur knuddelige Plüschtierchen sah, gewinnt sofort am Respekt – das laute Knacken der Knochen weckt gewisse Assoziationen;-)

Akitas liebstes Menü am Mittelmeer- zarte Lammknochen mit viel Fleisch. Nachteil dieser Fütterung – die Akitas verzichten hartnäckig auf das Biofutter und wollen unbedingt jedes bemerkte Restaurant leer plündern! Und einen Akita davon abzuhalten, was er sich gerade in den sturen Kopf gesetzt hat, ist bekanntermaßen mehr als schwierig.

In den allermeisten Fällen werden die Akitas auch ohne Nachfrage mit frischem Wasser versorgt, oft noch vor den Getränken für die Menschen.

Ehrlich gesagt, ich hatte noch nie genug Mut zu verraten, dass Kari auch Bier mag…

Tagesablauf

Im Urlaub am Mittelmeer wird es nur früh morgens und spät abends „gelebt“. Spätestens um die Mittagszeit fängt die Siesta an, die ausgiebig vom Tier und Mensch genutzt wird. Morgens begibt man sich zum Strand, nachmittags gelegentlich auch und abends wirft sich die Familie in (un)ruhiges Nachtleben einer Stadt.

Mit einem Ferienhäuschen an einem Hang kann man Bärchen unglaublich viel Freude bereiten. Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen ist es das Leben um ihn von der Terrasse aus zu beobachten
Karis Kreativität im Nutzen vom kleinsten Schattenfleckchen ist fast unbegrenzt

 

In Reihe schläft akita ruhiger…

Akitas, insbesondere Hündinnen, sind von Natur aus dreist; jeden Tag das selbe Theater. Vor dem Mittagsschläfchen fängt das Rennen zwischen Mensch und Hund um das Bett an. Sogar die Androhung eines Nahrungsentzuges bringt keine brauchbaren Resultate!

Strand

Man nimmt alle Reisestrapazen auf sich um unter anderen etwas Sonne auf dem Strand und warmes Meereswasser zu genießen. Aber ohne Akita – kein Vergnügen!

Zu der Grundausstattung am Strand gehören nur die wichtigsten Sachen: Sonnenschirm in der XXL-Größe, Vorräte vom gut gekühlten Wasser, Wassernäpfe, Strandtücher, normale Leinen, lange Schleppleine für Kari, Bürste usw. Das alles für die Akita. Dem Menschen muss eine Badehose reichen, mehr kann man wirklich nicht schleppen! Den ganzen Kram baut man für höchstens drei Stunden auf, denn spätestens um 11.00 Uhr soll man vom Strand verschwinden – die pralle Sonne ist für die Akitas wirklich nicht das beste.
Am ersten Urlaubstag wird immer die Wasserqualität genau geprüft. Ist das Wasser zu kalt, kriegt man den Akita während des gesamten Urlaubs nicht mehr rein. Nicht mal zum Waten!

Eine junge, aufgedrehte Hündin strapaziert öfters den alten, ernsten Rüden. Zum Glück ist Bärchen ein unglaublich gemütlicher Typ, dazu hängt er an Kari:-)

 

Bärchen und Kari sind nicht nur äußerlich sehr unterschiedlich, sondern auch in Charakteren. Das spiegelt sich deutlich im Verhalten auch auf dem Strand

Bärchen am Strand

 

Den Besuch am Strand beginnt Bärchen mit 30-minutigem Bad im Meer. Welche seiner Körperteile trocken bleiben müssen, sieht man ganz genau:-)

Danach legt sich Bärchen ganz gemütlich in den Schatten, man könnte ihn eigentlich ohne Aufsicht ruhig alleine lassen. Wenn er nicht eine Marotte hätte…

Bärchen mag nämlich Strandtücher. Er legt sich auf dem Strand nur ziemlich unwillig und mürrisch, wenn kein trockenes und sauberes Strandtuch für ihn ausgebreitet ist. Wird so ein Tuch mal nass, was zwangsläufig nach Bärchens „Bädern“ geschieht, wechselt er auf ein trockenes und dem Menschen überlässt er gütig seins.

Aber wofür hat der Mensch seinen Kopf? Also, solange sich der Mensch nicht hinlegen will, bleibt das Strandtuch zusammengerollt, dadurch ist es für den Bärle uninteressant. Perfekte Lösung des Problems, nicht wahr? Aber nur scheinbar… Ist der Mensch sooo uneinsichtig, muss der Akita sein Köpfchen benutzen. Zuerst wird es abgewartet, bis das Herrchen unaufmerksam ist. Dann begibt sich Bärchen auf eine Betteltour, vielleicht laden ihn gute, fremde Menschen auf ihre Tücher ein?

Er stellt sich über einen Sonnenanbeter, vorzugsweise eine Frau (der Lümmel hat guten Geschmack, er wählt immer Damen mit der besten Figur!). So eine Person spürt plötzlich einen Schatten über sich oder merkt Bärchens Atem, macht die Augen auf und sieht direkt über sich eine bedrohliche Riesenschnauze, womöglich noch etwas sabbernde… Wer behauptet, Frauen wären schlechte Autofahrer? Die von mir beobachtete Reaktionszeit der Damen ist atemberaubend, sie verschwinden augenblicklich, zur größten Zufriedenheit von Bärchen – ein trockenes Strandtuch ist da! Die Erklärungsnot des Herrchens ist aber noch größer… Ajajajajjjj!

Abendlicher Strand ist für Bärchen das größte!

Diese Urlaubs-Geschichten gehören Kari und Bärchen.

Sie beide mussten uns verlassen, diese Story bleibt also unvollendet.